Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge
Anbei das Konzept für eine Altenpflegepastoral im Bistum Fulda, das sich an dem 2025 Dokument "Mitsorgend bei den Menschen sein" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) orientiert:
Das Dokument "Mitsorgend bei den Menschen sein" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist ein wegweisender Kompass für die Altenpflegepastoral in Deutschland. Es fordert uns auf, den Blick zu weiten, neue Wege zu gehen und die spirituellen Bedürfnisse alter und pflegebedürftiger Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen. Dieses Konzept versteht sich als eine spezifische Ausgestaltung dieser Leitlinien für das Bistum Fulda, unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und Herausforderungen.
Demografischer Wandel: Das Bistum Fulda ist – wie ganz Deutschland – von einer alternden Gesellschaft geprägt. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, während gleichzeitig die Ressourcen (personell, finanziell, zeitlich) begrenzt sind.
Vielfalt der Lebenswelten: Die Bewohner von Altenpflegeeinrichtungen und die Menschen, die zu Hause gepflegt werden, bringen eine Vielfalt an Biografien, Glaubensüberzeugungen und spirituellen Bedürfnissen mit.
Zunehmende Komplexität von Pflegebedürftigkeit: Krankheitsbilder wie Demenz und Depression stellen besondere Herausforderungen an die seelsorgliche Begleitung dar.
Ökonomisierung im Gesundheitswesen: Der zunehmende wirtschaftliche Druck im Gesundheitswesen gefährdet die Qualität der Pflege und die Möglichkeit einer umfassenden, ganzheitlichen Betreuung.
Multiprofessionelle Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen Seelsorgern, Pflegekräften, Ärzten, Angehörigen und Ehrenamtlichen ist nicht immer einfach und bedarf einer klaren Struktur und Kommunikation.
Vertrauenskrise: Versorgungsschwierigkeiten und ein allgemeines Gefühl der Überforderung können zu einer Vertrauenskrise gegenüber Institutionen und Fachkräften führen.
Pastorale Schwerpunkte im Bistum Fulda: Erhebung der Angebote, Bedürfnisse und Strukturen der Altenpflegepastoral im Bistum.
Stärkung der Würde und des Selbstwertgefühls: Das Ziel unserer Altenpflegepastoral ist es, die Würde jedes einzelnen Menschen anzuerkennen und zu stärken, unabhängig von seinem körperlichen oder geistigen Zustand.
Spirituelle Begleitung: Wir wollen den alten und pflegebedürftigen Menschen in ihren spirituellen Bedürfnissen begegnen, ihnen Trost, Hoffnung und Sinnfindung anbieten.
Vernetzung und Kooperation: Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren in der Altenpflege (Einrichtungen, Gemeinden, Ehrenamtliche, Angehörige) fördern und ein Netzwerk der Unterstützung schaffen.
Sensibilisierung für die Belange alter Menschen: Wir wollen das Bewusstsein für die Situation alter und pflegebedürftiger Menschen in der Gesellschaft schärfen und für ihre Rechte eintreten.
Qualifizierung und Fortbildung: Wir wollen Seelsorger, Pflegekräfte und Ehrenamtliche für die besonderen Herausforderungen der Altenpflegepastoral qualifizieren und fortbilden.
Wandel von der Altenheimseelsorge zur Altenpflegepastoral: Öffnung der Pastoral zum Sozialraum.
Seelsorge in stationären Einrichtungen:
Regelmäßige Gottesdienste, Andachten und musikalische Veranstaltungen
Einzelgespräche, Kreativitätsförderung und seelsorgerliche Begleitung
Angebote zur Krankensalbung und Sterbebegleitung
Schulung von Mitarbeitenden in spiritueller Kompetenz
Unterstützung bei der Gestaltung von Gedenkfeiern
Altenpflegepastoral im Sozialraum:
Aufbau von Besuchsdiensten für ältere Menschen in der Gemeinde
Organisation von Begegnungsangeboten und Gesprächskreisen
Unterstützung von Angehörigen pflegebedürftiger Menschen
Kooperation mit ambulanten Pflegediensten und Beratungsstellen
Informationen und Schulungen zu Themen wie Demenz und Patientenverfügung
Multiprofessionelle Kooperation:
Etablierung von regelmäßigen Gesprächsrunden zwischen Seelsorgern, Pflegekräften und anderen Fachkräften
Entwicklung gemeinsamer Konzepte für die Begleitung von Bewohnern mit besonderen Bedürfnissen
Schulungen zu ethischen Fragen und Konfliktsituationen
Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit:
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Situation alter und pflegebedürftiger Menschen
Eintreten für eine menschenwürdige Pflege und ausreichende Ressourcen
Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und Interessenverbänden
Pilotprojekte: Starten von Modellprojekten in ausgewählten Einrichtungen und Gemeinden, um neue Ansätze zu erproben und Erfahrungen zu sammeln.
Fortbildungsprogramme: Entwicklung eines umfassenden Fortbildungsprogramms für Seelsorger, Pflegekräfte und Ehrenamtliche.
Netzwerkbildung: Aufbau eines Netzwerks von Akteuren in der Altenpflegepastoral im Bistum Fulda.
Evaluation: Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen und Anpassung des Konzepts bei Bedarf.
Dokumentation: Erstellung von Materialien, Websites und Arbeitshilfen für die praktische Arbeit in der Altenpflegepastoral.
Verteilung von Ressourcen: Klare Zuordnung von Personal und Finanzen für die Umsetzung des Konzepts.
Die Altenpflegepastoral im Bistum Fulda gründet sich auf das Evangelium Jesu Christi, das die Würde jedes Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir glauben, dass Gott jedem Menschen, auch im Alter und in der Krankheit, nahe ist und ihm seine Liebe schenkt. Wir wollen diese Liebe weitergeben und den alten und pflegebedürftigen Menschen helfen, ihren Glauben zu leben und Kraft für ihren Alltag zu finden.
Die Umsetzung dieses Konzepts ist eine gemeinsame Aufgabe aller Gläubigen im Bistum Fulda. Wir laden Sie herzlich ein, sich an dieser wichtigen Arbeit zu beteiligen und mit uns zusammen eine Altenpflegepastoral zu gestalten, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und ihnen in ihrer Not beisteht.
2025 © Diakon Dr. mult. M.G.S. Coetsier (Bistum Fulda)
Das neue Papier der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
reagiere auf gesellschaftliche und politische Veränderungen im Bereich Altenpflege.